Ich habe fast ein halbes Jahr gebraucht, meine damalige Frau für einen zweiten Hund zu interessieren. Das lag mehr an den Hunden, als an der Begeisterung. Nach der Begeisterung hätten wir noch mehr Hunde. Doch nach mehreren Tierheimbesuchen, dem Versprechen, dass der zweite Hund deutlich kleiner ist als Kaito und einigen Kandidatinnen/Kandidaten, war es dann doch ernst geworden. Kaito durfte mitentscheiden, wer der Familienzuwachs wird und mit Lizzy (den Namen hat sie von der Rockgruppe “Thin Lizzy”, da dieser so ähnlich klingt wie ihr ursprünglicher Name im Tierheim ~ “Sissy”) funktionierte es von der ersten Minute. Von Lizzy wissen wir, dass sie 2004 geboren wurde und wegen Vernachlässigung aufgegriffen im Tierheim landete. Lizzys erster Tag (30.06.2005) bei uns, ist genau wie bei Kaito zum neuen Geburtstag erklärt worden. Du wusstest auch gleich beim Besuch mit Kaito und dem gemeinsamen Spaziergang mit ihm, jetzt geht es nach Hause. Wir werden auch alles unternehmen, dass du diese Vorfreude nicht verlierst! Lizzy, du bist zu Hause!
Lizzys Einstieg bei uns war noch sorgfältiger geplant ~ denn nach drei Wochen Eingewöhnung im neuem zu Hause fuhren wir alle gemeinsam in den Urlaub. Das ganze “Rudel” hatte ein Haus und ein 7000 qm großes Grundstück in Nordseenähe für sich allein. Auch unsere Söhne waren von Lizzy begeistert ~ endlich konnten sie mit dem Hund auch rumtoben. Da ist Kaito überhaupt nicht der Typ, er spielt sich höchstens als “Stöckchen-Police” auf, wenn die Apportierspiele zu lange dauern und er die Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Vicki hatte ihre “Puppy”, die ihr nicht mehr von der Seite wich und im Sturm das Bett (vielmehr das Kopfkissen) eroberte.
Dein Vorleben gab uns auch die ein oder andere Aufgabe. Du warst eine richtige “Schlotte” ~ jeder Krümel wurde gefressen und gepinkelt hast du, wenn du musstest ~ selbst unter dich. Das haben wir auch mit Kaitos Hilfe in den Griff bekommen. Nur die Angst vor zu erhobenen Stimmen werden wir dir nicht nehmen können. Es ist jetzt nicht mehr so, dass du dich in die nächste Ecke verkriechst. Vielmehr versuchst du die Situation zu beschwichtigen, in dem du an einem hochspringst und die Hände leckst. Du bist sowieso der “Tröster” ~ wenn einer traurig ist oder krank bist du gleich zur Stelle. Das Alles hat dir auch einen Sack voll Spitznamen (Pissy, Princes of Pissy, Charlotte, Schlotte, Lotte, Schotter-Lotte, Püppchen, Doddy, Jee-Jee, Miep-Miep) eingebracht. Das wir darüber hinaus im Sommer viel Zeit auf und am Wasser verbringen, findest du am aufregendsten, und wehe es geht einer ohne dich ins Wasser.
Du wärest auch eine gute Hundemama gewesen. Wobei ich und Vicki dies von vornherein ausgeschlossen haben. ~ Im Tierheim hatte man dich kastrieren lassen. Der Tierarzt, der dies vornahm, sollte in Zukunft diesen Eingriff von sachkundigen Kollegen durchführen lassen, oder mindestens bei der OP nicht auf eine Brille und einer mikroskopischen Nachkontrolle der entfernten Gewebeteile zu verzichten. Wir konnten dir deshalb eine Nach-OP nicht ersparen. Auch um Schlimmeren vorzubeugen, denn nach zwei Jahren produzierten die nicht vollständig entfernten Eileiter ununterbrochen Hormone. Du warst launisch und Kaito völlig durch den Wind. Wir waren Alle froh, dass du die große OP gut überstanden hast und nach zwei Wochen wieder die freche Lizzy warst. Es ist gut eine solche Erfahrung zu machen, um bei ernsteren Dingen besser vorbereitet zu sein.
Inzwischen wissen wir das Kaito zu einem sehr kleinen Kreis von Rüden gehört, die du magst und akzeptierst. Doch mit den wesentlich größeren Rüden die es dir angetan haben, fällt es dir schwer zu spielen ~ da überwiegt doch der Respekt und die Unsicherheit vor Grossen. Dabei würdest du doch so gerne, aber die Großen wissen auch nicht so recht wie sie sich dir nähern sollen. Darüber hinaus bist du unser Wachhund und lernst sehr schnell, wenn und wen du nicht mehr ankündigen mußt. Nur vor Knallereien jeglicher Art hast du extreme Angst und wir versuchen Alles um dir dies zu ersparen.
Seit du eine “große Schwester” bekommen hast, versuchst du nun auch ein nordischer Hund zu sein. Schläfst eingerollt mit dem Schwanz über der Nase und gräbst dir kühle Sandlöcher gegen die Hitze. Selbst beim Huskytreffen der Polarhundehilfe Nord hast du mit den Großen schrittgehalten. Nur mit dem Heulen will es gar nicht klappen, aber du versuchst es immer wieder bei den Großen einzustimmen.
So selbstbewußt wie du von Anfang an warst, Barakima war in dem dreiviertel Jahr eine Respekthündin für dich. Aber auch eine Geduldige mit dir kleinen “Krawall-Else”. Die Nähe zu dir hat Barakima bestimmt und wenn sie diese suchte, war immer das große Staunen in deinen Augen. Gerne hättest du auch mit ihr rumgetobt ~ aber mit Barakima das Grundstück bewachen, das hat sie zugelassen. Als Barakima Läufig wurde und Kaito nur noch Augen für sie hatte, war dir Kaito erstmal Schnuppe. Das hast du ihn lange Zeit spüren lassen und ihn Links liegen gelassen. So sehr er dich auch zum Spielen aufgeforderte.
Seit uns Barakima verlassen hat, merkt man erst wieviel du von ihr gelernt hast und Kaito ist natürlich wieder die Nr. 1. Das hat sich auch mit Chugach nicht geändert und wenn nötig machst du das ihm gegenüber auch sehr deutlich. So bist du sehr schnell in die Rolle der Chefin geschlüpft und so gesagt die “strenge Tante” für Chugach und der “Schiedsrichter”, wenn Chugach Kaito zu sehr auf den “Senkel” geht.
Auf die “Chefrolle” besteht Lizzy jedoch nur im Zusammenspiel mit Kaito und Chugach. Denn sind die beiden Rüden mal nicht da, ist Lizzy sehr zurückhaltend und keinesfalls unsere “Krawall-Else”. Dafür pariert sie auch um Einiges besser als die Rüdemänner und so darf sie unsere Ausflüge auch unangeleint genießen. Dabei ist Lizzy ausgesprochen folgsam und hält ständigen Blickkontakt und wartet auch äußerst geduldig, wenn Kaito und Chugach mal wieder eine Spur “ausarbeiten”.
In ihrem absoluten “Dunstkreis” duldet sie jedoch nur Kaito. Auch wenn sie inzwischen Chugach mehr Nachsicht schenkt, ist sie schon recht deutlich was den direkten Kontakt und die zeitliche Länge seiner Nähe anbelangt. Da muß man sie schon mal ermahnen. Denn der Geduldsfaden von Chugach ist nicht endlos, zumal er immer freundlich, nicht gerade aufdringlich und auch nicht direkt auf sie zu geht. Warum sie ihre Zickerein nicht ablegen kann, wird uns ein Rätsel bleiben - man muß es nur im Auge behalten und gegebenenfalls rechtzeitig eingreifen.
Lizzy ist wirklich ein lebensfroher Hund und hält alle bei Laune, auch wenn die Zeiten nicht immer ganz einfach sind und Lizzy die einzige weibliche Person mittlerweile im Haushalt ist. Wichtig für uns war im jetzigen Wohnumfeld bleiben zu können, auch wenn dafür bei andere Dingen kürzer getreten werden mußte. Für Lizzy war es bestimmt auch das Beste bei Kaito und Chugach zu bleiben!
Als Team haben wir uns gut arrangiert und versucht das Leben zu meistern, auch wenn ich beruflich nicht immer die nötige Zeit jeden Tag aufbringen konnte.
Aber das änderte sich im Herbst 2012 und für Lizzy kamen wieder viele neue Herausforderungen dazu und viel Spaß auch.
Mit einem neuen Frauchen kam auch weibliche Unterstützung. Der DSH Welpe “Capella vom Falkenseer Stern” und da du dir Cap noch “formen” konntest, seit ihr auch tolle Freundinnen geworden. Vor allem weil ihr beide totale “Wasserratten” seid. Somit wurden viele Ausflüge an die Potsdamer Seen und an die Ostsee unternommen und ihr habt ausgelassen im Wasser getobt. Lizzy hatte so eine Lebensfreude über den Sommer gewonnen, sie machte einem einfach nur Spaß!
Lizzy, so behalten wir dich in Erinnerung
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